Die “Global AI Dialogues”
Wie nehmen Bürgerinnen und Bürger weltweit KI wahr und welche Auswirkungen haben KI-Anwendungen heute und in Zukunft auf ihr Alltagsleben?
Zusammenfassung
Im Zuge der sich stetig beschleunigenden Entwicklung und Anwendung von KI-Systemen finden politische Diskurse hauptsächlich auf Expertenebene statt. Bürgerinnen und Bürger, die sich maßgeblich an KI-Innovationen anpassen müssen, erhalten wenig Raum, um ihre Meinungen und Erfahrungen zu diesen Prozessen zu teilen. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Technischen Universität München und Partnern weltweit initiierte Michel die “Global AI Dialogues”, eine Dialogreihe, die Bürgerinnen und Bürger aus der ganzen Welt einlädt, sich mit KI auseinanderzusetzen, zu diskutieren und ihre Perspektiven zu KI-Diskursen einzubringen.
Ziel war es, besser zu verstehen, wie Menschen weltweit die (sozialen) Auswirkungen von KI auf ihr Alltagsleben heute und in der Zukunft bewerten, auch unter Berücksichtigung der individuellen Herausforderungen ihrer lokalen Kontexte. Insbesondere diskutierten die Teilnehmenden zwei Bereiche von KI-Technologie: generative KI und Gesichtserkennungs-KI. Generative KI kann neue Inhalte wie Texte oder Bilder basierend auf Benutzeranweisungen erstellen. Ein prominentes Beispiel ist die chatbasierte Anwendung ChatGPT.
Gesichtserkennungs-KI-Systeme analysieren Gesichtsabbildungen zur Identifizierung oder für andere Zwecke. Diese beiden Bereiche der KI-Technologie verdeutlichen die große Vielfalt an KI-Systemen und können die unterschiedlichen potenziellen Auswirkungen auf das Alltagsleben der Menschen veranschaulichen. Das Forschungsteam organisierte Dialoge in Nigeria, Japan, Deutschland, Indien, Mexiko und Bolivien zwischen Juli und Dezember 2024.

Ergebnisse
Das Forschungsteam stellte fest, dass Gesichtserkennungs-KI im Allgemeinen positiv wahrgenommen wird, da sie nach Meinung der Teilnehmenden die öffentliche Sicherheit und Bequemlichkeit erhöhen kann. Dennoch erkannten die Teilnehmenden die Einschränkungen und Risiken der Technologie an. Eine kritische Haltung war unter den Teilnehmenden aus Indien und Deutschland ausgeprägter im Vergleich zu Teilnehmenden aus Bolivien, Nigeria und Japan.
Verbesserungsvorschläge im Umgang mit der Technologie umfassten die Regulierung von spezifischen Anwendungsfällen und das Einführen von Opt-out-Politiken sowie Transparenzmaßnahmen für die Nutzung durch Regierungen und Unternehmen. Die Bürgerinnen und Bürger betrachteten generative KI als wertvolle Technologie zur Verbesserung des Zugangs zu Wissen und öffentlichen Dienstleistungen, vorausgesetzt, bestimmte Anforderungen wie Sicherheit der Systeme, Datenschutz und angemessene Regulierung werden erfüllt.
Wichtige Empfehlungen für eine wünschenswerte Zukunft mit generativer KI umfassten das Sicherstellen von breiten Bildungsangeboten zur Stärkung von KI-Literacy, das Ermöglichen weiterer technischer Innovation für robustere Systeme und die Regulierung sowie den Aufbau von Infrastruktur und der Förderung von ausgeprägtem Fachwissen in den Anwendungssektoren der Systeme.

Publikationen
Hohendanner, M., Ullstein, C., Onyekwelu, B. A., Katirai, A., Kuribayashi, J., Babalola, O., Ema, A. & Grossklags, J. 2025. Initiating the Global AI Dialogues: Laypeople Perspectives on the Future Role of genAI in Society from Nigeria, Germany and Japan. In Proceedings of the 2025 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems (Yokohama, Japan) (CHI ’25). Association for Computing Machinery, New York, NY, USA, https://doi.org/10.1145/3706598.3714322
Ullstein, C., Hohendanner, M., & Grossklags, J. (2024) Mapping Policymakers' and Laypeople's Perceptions of genAI and FPT in the Context of the EU AI Act. Proceedings of the 3rd European Workshop on Algorithmic Fairness (EWAF). https://ceur-ws.org/Vol-3908/paper_22.pdf