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Künstlerische Autorenschaft in Zeiten von KI

Rückblick auf das Symposium bei der Munich Creative Business Week
16/06/2025
Am 15. Mai fand im Rahmen der Munich Creative Business Week unser Symposium "Künstlerische Autorschaft in Zeiten generativer KI" statt. Es wurden drei spannende Impulsvorträge zum Thema aus drei unterschiedlichen Perspektiven gehalten, nämlich der Musikwissenschaft mit Prof. Dr. Melanie Wald-Fuhrmann (Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, Frankfurt am Main), der Literaturwissenschaft mit Prof. Dr. Stephanie Catani (Universität Würzburg) und des Medienrechts mit Prof. Dr. Fabian Schmieder (Hochschule Hannover).
In ihrem Vortrag fragte Prof. Dr. Melanie Wald-Fuhrmann, ob Musik heute noch einen menschlichen Autor braucht – und wenn ja, welche Musik überhaupt. Nach einem historischen Rückblick auf mechanische Musikautomaten und Kompositionsmaschinen des 17. und 18. Jahrhunderts beleuchtete sie die heutige Situation. KI-Systeme können heute eigenständig Musik erzeugen, die vor allem funktionalen Zwecken dient (z. B. als Hintergrundmusik für Social-media-content). In der philosophischen Auseinandersetzung, unter anderem mit Bezug auf die Philosophin Catrin Misselhorn, wurde deutlich: Musik wird dann zum Kunstwerk, wenn sie als Kommunikation von Mensch zu Mensch verstanden wird – und hierfür braucht es einen Autor, der ästhetische Verantwortung trägt. KI kann dabei Assistenz leisten, aber nicht Träger solcher Verantwortung sein.
Prof. Dr. Fabian Schmieder widmete sich der zentralen Frage, ob KI-generierte Werke urheberrechtlich geschützt werden können. Ausgangspunkt war das deutsche Urheberrecht, das gemäß § 2 UrhG nur „persönliche geistige Schöpfungen“ eines Menschen schützt. In seinem Vortrag spannte er den Bogen von der Definition der „Schöpfungshöhe“ über die Rolle des Menschen im Prompting-Prozess bis hin zu offenen Fragen zur rechtlichen Einordnung von KI als Schöpfungswerkzeug oder gar (Mit-)Urheber. Deutlich wurde dabei: Solange KI nicht selbst schöpferisch handeln kann, bleibt der Mensch rechtlich verantwortlich. Wo jedoch die Linie zwischen Werkzeuggebrauch und autonomer Generierung verläuft, bleibt unscharf.
Prof. Dr. Stephanie Catani widmete sich der Frage, wie sich literarische Autorschaft durch den Einsatz von KI verändert. Sie zeigte auf, dass Literatur traditionell eng mit der Figur des Autors als Ausdruck eines individuellen Bewusstseins verbunden ist. KI unterwandert dieses Konzept, da sie weder Intention noch Bewusstsein besitzt. Dennoch erzeugt sie Texte, die menschliche Autorschaft simulieren, inklusive stilistischer Eigenheiten, Narration, Intertextualität und Originalität. Der Vortrag plädierte unter Bezugnahme auf die Akteur-Netzwerk-Theorie für eine erweiterte Autorschaft bzw. Akteurschaft, bei der Mensch und Maschine in Kollaboration neue literarische Formen und Ästhetiken ermöglichen.
In einer anschließenden Podiumsdiskussion wurde erörtert, dass der Aufstieg und die Massenverbreitung generativer KI das Konzept der künstlerischen Autorschaft und dessen ästhetische, rechtliche, ökonomische und ethische Kategorien vor neue Herausforderungen stellt, welche in unterschiedlichen Praxisfeldern neu ausgehandelt werden.